Die neue interaktive Broschüre „Ingolstadt auf zwei Rädern“ lädt dazu ein, die Radregion Ingolstadt in all ihren Facetten zu erleben. Ein besonderes Highlight: Ein Film eröffnet dir den perfekten Einstieg in die Radwelt Ingolstadts.
Neuburgs stolzer Auftakt
Wer in Neuburg an der Donau aufbricht, beginnt seine Tour unter dem wachsamen Blick der Renaissance. Das Residenzschloss erhebt sich majestätisch über der Donau, und man spürt noch das Flair der Wittelsbacher, die hier Hof hielten. Radler rollen durch die kopfsteingepflasterte Altstadt, vorbei an Bürgerhäusern mit bunten Fassaden. Ein älterer Herr, der vor einem Café sitzt, ruft einem Radlerpaar nach: „Vergesst’s ned, geht’s ins Schloss rein! Des is unser Stolz.“ Und tatsächlich: Wer die Tour hier startet, sollte sich Zeit nehmen – für die Schlosskapelle mit ihren Fresken und den Blick von der Hofterrasse über die Donau.
Der Weg „Zur Hölle“
Kurz hinter Neuburg zeigt ein unscheinbares Straßenschild den Namen „Zur Hölle“. Ein junges Paar auf Rädern bleibt lachend stehen. „Schau mal, erst das Schloss wie ein Stück Himmel – und jetzt führt uns der Weg zur Hölle.“ Die Donau glitzert daneben harmlos im Sonnenlicht. Ein Name, der in den Köpfen hängen bleibt – und zeigt, dass auch Straßenschilder kleine Geschichten erzählen.
Zwischen Strom und Auwald
Hinter Neuburg wird es grün. Der Radweg führt durch die Donauauen, ein Labyrinth aus Seitenarmen, Schilf und alten Baumriesen. Störche klappern auf Nestern, Biberburgen lassen sich am Ufer entdecken. Wer Glück hat, sieht einen Eisvogel als blauen Blitz über das Wasser huschen. Eine Familie auf Fahrrädern hält am Wegesrand an. „Schau mal, Papa, da ist ein Biber!“ Tatsächlich taucht der Kopf eines Tieres auf, neugierig, bevor er wieder im Wasser verschwindet. Hier zeigt sich die Donau von ihrer wilden, fast urtümlichen Seite – eine Natur, die man auf zwei Rädern hautnah erlebt.
Der Dreiländerstein bei Gerolfing
Ein paar Kilometer östlich, im Forst bei Gerolfing, steht ein unscheinbarer, dreieckiger Stein. Wer absteigt, liest in verwitterten Zeichen die Wappen dreier Herrschaften: Bayern, Pfalz-Neuburg, Hochstift Eichstätt. Seit 1696 markiert der Dreiländerstein die Grenze. Ein alter Spaziergänger erklärt: „Hier konnt’ man in drei Reiche treten, nur mit einem Schritt.“ Heute lächeln Radler über die Vorstellung, wie viel Drama einst an so einem stillen Ort hing.
Ingolstadt: Festungen und Fabriken
Plötzlich ändert sich die Szenerie. Die Türme der alten Festungsstadt Ingolstadt ragen auf. Hier, wo die Donau einst Grenzfluss war, stehen noch immer mächtige Bastionen. Radler rollen über Brücken, durch die Altstadtgassen, vorbei am Münster und dem barocken Rathaus. Doch Ingolstadt ist auch eine Stadt der Gegensätze: Audi-Werke, moderne Architektur und studentisches Treiben an der Universität. „Ingolstadt lebt von seinen zwei Gesichtern“, sagt ein junger Student am Donauufer. „Festung und Fortschritt – hier prallt alles aufeinander.“ Für Radfahrer heißt das: Kulturstopp, Kaffee in der Altstadt – und dann weiter, hinaus in die Weite.
Der Fluss als ständiger Begleiter
Zwischen Ingolstadt und Vohburg windet sich der Radweg dicht am Wasser entlang. Fischerhütten, kleine Marterl am Wegesrand und weite Wiesen prägen das Bild. Immer wieder tauchen Spuren alter Donau-Regulierungen auf – Buhnen, Steinschüttungen, kleine Dämme, die die Geschichte des Ringens mit dem Fluss erzählen. Ein alter Fischer, der sein Netz flickt, erzählt: „Früher war die Donau launisch. Mal hat’s über die Ufer g’rennt, mal war’s so niedrig, dass die Schiffe steckenblieben. Heute is sie gezähmt, aber a bisserl wild bleibt’s immer.“
Vohburg, die Stadt am Strom
Schließlich erreicht man Vohburg, die alte Herzogsstadt. Hoch über der Donau thront die Burgruine, die schon in mittelalterlichen Liedern besungen wurde. In den Gassen erzählen Fachwerkhäuser und kleine Plätze vom langen Leben der Stadt am Fluss. Wer mag, steigt die Burg hinauf und blickt weit über die Donau, die sich hier in Schleifen durch die Landschaft zieht. Auf der Burg erzählt eine Lehrerin einer Schülergruppe: „Hier soll Herzog Albrecht III. seine heimliche Liebe, Agnes Bernauer, getroffen haben – eine Baderstochter. Für die Wittelsbacher war sie zu einfach, für ihn die große Liebe. Man sagt, hier begann die Geschichte, die tragisch endete.“ Die Schüler tuscheln, eine Mischung aus Romantik und Tragödie liegt über den alten Mauern.
Der selige Bauer von Menning
Etwas abseits, im Ortsteil Menning, erzählt eine Kapelle vom „seligen Bauern“. Ein Radler liest die Inschrift, während ein älterer Herr erklärt: „Der Bauer Johann wurde hier ermordet und verscharrt. Aber die Leute glaubten, er wirke Wunder. So brachte man seine Gebeine nach Vohburg. Jetzt steht hier die Kapelle – für einen Mann, der zum Heiligen des Volkes wurde.“ Radfahrer nicken, es ist eine stille Geschichte über Glauben und Gerechtigkeit.
Natur, Kultur, Entschleunigung
Der Donauradweg zwischen Neuburg, Ingolstadt und Vohburg ist nicht nur ein Stück Radstrecke – er ist eine Zeitreise. Renaissance in Neuburg, Festungszeit in Ingolstadt, mittelalterliche Mythen in Vohburg, dazwischen Auwälder, Biberburgen und stille Wege entlang des Flusses. Jeder Kilometer ist ein Kapitel zwischen Natur und Kultur. Wer diese Etappe des Donauradwegs fährt, erlebt Bayern in seiner Vielfalt: prachtvolle Städte, stille Natur und Geschichten, die der Fluss seit Jahrhunderten mit sich trägt. Und während die Donau gemächlich dahinzieht, merkt man: Auf zwei Rädern fließt die Zeit ein Stück langsamer – und gleichzeitig intensiver.
















































